Kellerkalte Drittelchen und gut gezapftes Gebräu – Lothar Quinkenstein zu Gast beim St. Ingberter Literaturforum

Ein ebenso interessiertes wie kenntnisreiches Publikum fand sich in der Stadtbücherei St. Ingbert ein, als Lothar Quinkenstein im Rahmen der Saarländischen Literaturtage auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) seinen aktuellen Titel „Die Deckelmacher – Ein Bilderbogen“ präsentierte. ILF-Sprecher Jürgen Bost stellte den Gast aus Berlin vor und führte in die Thematik des im Röhrig Universitätsverlags erschienenen Kurzromans ein.
Lothar Quinkenstein studierte Germanistik und Ethnologie in Freiburg/Breisgau und lebte von 1994-2011 in Polen, seitdem in Berlin. Er unterrichtet seit 2012 im Rahmen des Studienganges „Interkulturelle Germanistik“ in Frankfurt/Oder und Słubice, dazu kommen Lehraufträge an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zahlreiche Beiträge – Lyrik, Prosa, Essay, Kritik – in deutschsprachigen und polnischen Zeitschriften sowie Übersetzungen aus dem Polnischen komplettieren sein Werk. In St. Ingbert ist er durch die Präsentation des Essaybandes „Erinnerung an Klara Blum“ im Herbst 2015 noch in bester Erinnerung. In diesem Titel werden mit viel Empathie die seit dem Zweiten Weltkrieg unwiederbringlich verlorene kulturelle Mitte Europas und die hochstehende polnisch-jüdische Literatur nochmals ans Licht gehoben.

Foto: Sonja Colling-Bost
Lothar Quinkenstein und Jürgen Bost

Ganz anders verfährt der Autor in den „Deckelmachern“. Hier lässt er die saarländische Provinz der Achtziger Jahre wieder auferstehen und beobachtet eine Gruppe kleinstädtischer Abiturienten in ihrem Hin und Her zwischen Aufbruchsstimmung und Lebenslust sowie Ratlosigkeit und Ernüchterung. Ebenso wichtig wie das Tasten einer konsumkritischen Jugend nach Idealen und den letzten Dingen ist dem Verfasser des kunstvollen Bilderbogens dabei die Welt der Musik, denn der Band lässt sich auch als großartige Hommage an die saarländische Jazzszene jener Jahre verstehen und ist dem Andenken des 2005 verstorbenen Schlagzeugers Jochen Krämer gewidmet.
Viele Fragen zu Topografie und Personen kamen aus dem Auditorium, und Thema des Abends wurde schließlich auch die aktuelle Situation in Polen mit der drohenden Aushöhlung der Demokratie und Entmündigung der Zivilgesellschaft. Zum Abschluss der Veranstaltung dankte ILF-Sprecher Jürgen Bost Lothar Quinkenstein für seinen überzeugenden Auftritt und den Zuhörern für die Fülle der Anmerkungen und Beiträge.
Als nächste Veranstaltungen des St- Ingberter Literaturforums kündigte er für den 2. Mai eine Lesung der St. Ingberter Autoren Manfred Kelleter, Peter Wilhelm und Albrecht Zutter gemeinsam mit ihren Gästen Esther Dewes und Axel Kerber an, die unter dem Arbeitstitel „Mundartkönner und Wortjongleure“ steht. Am 24. Mai ist der ZEIT-Redakteur Mathias Stolz in der Stadtbücherei zu Gast, vielen noch in Erinnerung durch seine Deutschlandkarten und die Erfindung des Begriffs „Generation Praktikum“. Am 6. Juni kommt Marcus Imbsweiler aus Heidelberg zur Vorstellung seines aktuellen Romans „Fjordmusik“ nach St. Ingbert. Er beschreibt darin eine ungewöhnliche Orchesterreise nach Norwegen mit gefangenen Fischen, tollpatschigen Elchen, abreisenden Solistinnen und einem aggressiven Auerhahn.

Foto: Sonja Colling-Bost
Lothar Quinkenstein

(Pressemitteilung Literaturforum)

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