Kinowerkstatt St. Ingbert: Programm vom 5. – 8. April 2019

“Augenblicke – Gesichter einer Reise” (Freitag, 5. April, 20 Uhr; Sonntag, 7. April, 18 Uhr; Montag, 8. April, 20 Uhr)
“Das Glück – Le bonheur” (OmU) (Samstag, 6. April, 20 Uhr; Montag, 8. April, 18 Uhr)
“Kalle Blomquists schwerster Fall” (Sonntag, 7. April, 16 Uhr)
“Música Cubana” (Sonntag, 7. April, 20 Uhr)

Agnes Varda: “Augenblicke – Gesichter einer Reise”

In “Augenblicke – Gesichter einer Reise” (FR 2018) Regie: Agnès Varda, machen sich die 89-jährige Regie-Ikone Agnès Varda und der 33-jährige Streetart-Künstler JR mit ihrem einzigartigen Fotomobil auf, um Frankreichs Menschen und ihre Geschichten zu entdecken und zu verewigen: In überlebensgroßen Porträts an Fassaden, Zügen und Schiffscontainern. JR‘s Installationen bestehen vor allem aus riesigen Schwarzweiß-Fotografien, die an öffentlichen Plätzen, an Häuserfassaden und Zäunen angebracht werden. In einem Ort fotografieren sie zum Beispiel die Menschen mit einem Baguette vor dem Mund, vergrößert nebeneinander geklebt schaut es so aus, als teilten sich alle ein sehr langes Brot. Von der Provence bis zur Normandie widmen sie ihre Kunst den Menschen – sei es dem Briefträger, dem Fabrikarbeiter oder der letzten Bewohnerin eines Straßenzugs im ehemaligen Bergbaugebiet. Landschaften verwandeln sich in Bühnen, Gesichter erzählen von vergessenen Geschichten und aus Blicken werden Begegnungen von Herzlichkeit und Humor. “Augenblicke – Gesichter einer Reise” läuft am Freitag, den 5. April, um 20 Uhr, am Sonntag, den 7. April, um 18 Uhr und am Montag, den 8. April, um 20 Uhr!

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Kontrovers und schön: “Das Glück” von Agnes Varda.

Mit “Le bonheur” (Frankreich 1965) oder “Glück aus dem Blickwinkel des Mannes” drehte Agnés Varda ein doppelbödiges Drama in irritierend fröhlichen Farben. Das zur “Nouvelle Vague” zählende Werk besticht vor allem durch seine vielseitigen Interpretationsmöglichkeiten und gewann bei der Berlinale 1965 den silbernen Bären. Die Kinowerkstatt zeigt “Le bonheur” in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln am Samstag, den 6. April, um 20 Uhr und am Montag, den 8. April, um 18 Uhr!

Vardas Film erzählt von François, der rundum glücklich ist – er lebt in einer beschaulichen Kleinstadt, ist zufrieden mit seiner Arbeit als Tischler und genießt das Leben mit einer liebenden Ehefrau und zwei süßen Kleinkindern. Selbst als François sich in eine Postangestellte verguckt und eine Affäre eingeht, entstehen keinerlei Probleme. Er meistert seine Rolle als Ehemann und Vater weiterhin mit großer Zuneigung, ohne die aufrichtigen Gefühle für seine Geliebte zu verlieren.
Alle Figuren sind mit sich im Reinen und nett zueinander, die Sonne scheint, die Blumen blühen. Eine clevere Besetzungsidee trägt zur idyllischen Ausstrahlung bei: Varda engagierte nicht nur den TV-Darsteller Jean-Claude Drouot, sondern auch dessen Frau und Kinder, die Familie des Films fußt also auf einer realen Grundlage.
Im Original heißt Vardas Werk schlicht “Le Bonheur”, „Das Glück“; der deutsche Filmtitel “Glück aus dem Blickwinkel des Mannes” stellt das Geschehen von vorneherein infrage.
Wer Vardas Film oberflächlich betrachtet, könnte ihn als vollkommen positiv missverstehen; als eine Proklamation, die das utopische Bild einer offenen Partnerschaft (“Freie Liebe”) zeichnet und damit eine oppositionelle Haltung zum reaktionären Familienbild der De Gaulle-Ära einnimmt. Der Film manipuliert uns, indem er das Geschehen durch die subjektive Wahrnehmung des Protagonisten filtert – wir sehen nie das gesamte Bild, sondern lediglich die Welt des so glücklichen wie blinden François.
Der Reiz von Vardas Werk besteht darin, dass die Regisseurin ihre Intention nicht ausformuliert, sondern uns bis zum Abspann zweifeln lässt. Glück aus dem Blickwinkel des Mannes fußt auf einer paradoxen Perspektivwahl: Es handelt sich um einen feministischen Film aus Sicht eines Mannes. Die rosarote Welt des Protagonisten verhöhnt die Bedürfnisse der beiden Frauen regelrecht. Wie absurd François‘ Wahrnehmung ist, stellt spätestens die letzte Szene heraus, in der sich ein Kreis schließt und der Beginn des Films wiederholt wird. Varda offenbart hier endgültigt, dass es sich um eine sardonische Parabel handelt.

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“Kalle Blomquist – sein schwerster Fall” von Astrid Lindgren

“Kalle Blomquist – sein schwerster Fall” ist ein Kinderkrimi von Olle Hellbom nach dem Roman “Kalle Blomquist lebt gefährlich” von Astrid Lindgren und läuft im Kinder- und Familienkino am Sonntag, den 7. April, um 16 Uhr. Während Amateurdetektiv Kalle und seine Freunde mit ihren Rivalen um einen Schatz wetteifern, stolpern sie in ein aufregendes Abenteuer. Astrid Lindgren selbst schrieb das Drehbuch.
Als Zeitvertreib in den Sommerferien jagen zwei Kinderbanden, die rote und die weiße Rose, sich gegenseitig immer wieder den Großmummerich ab, einen zum Schatz erklärten Stein. Dabei geht es ordentlich zur Sache: Entführungen und nächtliche Besuche im gegnerischen Lager gibt es ebenso wie das Ausspionieren des alten Gren, der als Wucherer Geld gegen Wechsel verleiht.
Wie der Zufall es so will, wird Eva-Lotta, die rechte Hand des selbst ernannten Meisterdetektivs Kalle und ein tolles Mädchen, das das Spiel mit Puppen schon vor zehn Jahren aufgegeben hat, zur Zeugin in einem Mordfall.
“Der Film ist spannend und kindgerecht gemacht, Rollenklischees (Mädchen sind doof und langweilig) werden widerlegt — wie wir es von Astrid Lindgren gewohnt sind. Der Film ist eben ein Klassiker, das wird auf den ersten Blick deutlich. Es geht recht düster zu in Kalles schwerstem Fall, und das nicht nur in den Szenen, die nachts spielen. Der Schwarz-Weiß-Film von 1957 stellt für unsere durch bunte Fernseh- und PC-Bilder verwöhnten Kinder zuerst gewiss eine Herausforderung dar, die aber schnell vergessen sein wird. Denn die Spannung zieht die Kids rasch in den Strudel der Ereignisse, in den sich die Eltern in wieder erkennender Begeisterung sofort gestürzt haben.” (Filmkritik von Ulrike Rudolph)

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Noch einmal „Son del Nene“ Rückblende auf das Jazz- Festival.

Am Sonntag, den 7. April läuft um 20 Uhr noch einmal „Musica Cubana – The Sons of Buena Vista“ (Deutschland Italien 2003/2004). In dem Kinofilm glänzt El Nene, mit bürgerlichem Namen Pedro Lugo Martinez, mit seinem ungemein kraftvollen und melancholischen Gesang. Zu seinem Auftritt am vergangenen Wochenende beim 33. Jazz- Festival in St. Ingbert schrieb die Kritikerin: “Der abschließende feurige Kehraus geriet dann so temperamentvoll und, trotz gelegentlich aufflammender Melancholie, ausgelassen wie erwartet: Das Septett „Son del Nene“ um Sänger Pedro Lugo Martinez, Sideman des berühmten Ibrahim Ferrer (Buena Vista Social Club), entfachte ein afrokubanisches Feuerwerk mitreißender Lebensfreude.” (Kerstin Krämer) Diese Lebensfreude versprüht auch der Film, gibt Einblicke in das Leben der Kubaner und zeugt von einer äusserst lebendigen Musikszene. Pío Leiva und der Taxifahrer Bárbaro machen sich auf die Suche nach den besten Vertretern der modernen kubanischen Musik. Auf ihrer Reise begegnen sie einigen der beliebtesten Musikern Kubas: Mayito Rivera, dem Mick Jagger Kubas, El Nene, Sänger der Gruppe „Los Jóvenes Clásicos del Son“ und Telmary, einer unglaublichen talentierten jungen Rapperin mit einer Menge kubanischem Soul. Und nicht zuletzt Arlenys und Annalays von den „Chiki Chaka Girls“, die mit ohrwurmverdächtigen Latino-Pop vertreten sind. Der Film begleitet die Künstler bei den Proben und Aufnahmen zahlreicher klassischer Titel der kubanischen Musik wie „Chan Chan“, „Fiebre de Tí“ und „Longina“, sowie bei ihren Improvisationen und ihrer Suche nach neuen Liedern und ihrem eigenen Stil. Am Schluss reisen sie zu einem großen Konzert nach Tokio, wo ihre Band „The Sons of Cuba“ aus der Taufe gehoben wird.

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