Ortsvorsteher von Rohrbach strebt keine weitere Amtszeit an

Offener Brief des Ortsvorstehers von Rohrbach:

Seit der letzten Kommunalwahl habe ich als Stellvertretender Ortsvorsteher bzw. Ortsvorsteher verschiedene Erfahrungen gemacht, von denen ich Ihnen kurz berichten will.

1. Erfahrung: Zeitaufwand
Die Arbeit als Ortsvorsteher grade in einem so großen Ort wie Rohrbach ist mit einem immens großen Zeitaufwand verbunden, ich schätze auf das Jahr gerechnet ca. 360 Termine, davon ca. 160 Gratulationen bei unseren älteren Mitbürgern. Dieser Zeitaufwand ist mit einem normalen Berufs- und Familienleben eigentlich kaum vereinbar

2. Erfahrung: Allgemeine politische Situation:
die meisten in St. Ingbert und auch in Rohrbach politisch handelnden Personen sind nach meiner Beobachtung in letzter Zeit fast nur damit beschäftigt, dem politischen Gegner oder noch schlimmer dem eigenen Parteifreund Schaden zuzufügen, was das politische Klima sehr vergiftet hat.
Der eigentliche Wählerauftrag, nämlich sich um ihre Sorgen und Anliegen der Bürger zu kümmern, verliert bei vielen immer mehr an Bedeutung.
Meine Appelle, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir mehr miteinander und nicht gegeneinander agieren, sind leider verhallt. Ein Beispiel: Dem Ortsvorsteher, der bekanntermaßen über den Dingen steht und unparteilich agiert, verboten wird, ein Grußwort zu sprechen, wie z.B. bei der Gewerbeschau des Vereins der Selbstständigen, dem Schlachtfest der CDU oder dem Maibaumstellen der SPD geschehen. So kann es nicht weitergehen, die Bürger wenden sich mit Schrecken von der Politik ab, die Politikverdrossenheit steigt weiter an, die Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr wird massiv zurückgehen.

3. Erfahrung: Umgang einzelner Personen mit mir
Während die allermeisten einen angemessenen Umgang pflegen, haben einige wenige offenbar ihre gute Kinderstube vollkommen vergessen. Ein Beispiel unter mehreren an das ich mich noch mit Schrecken erinnere: eine Begegnung nach dem Besuch der Abendmesse , wo mich ein Bürger, dessen Frau in der oberen Kaiserstraße ein Ladenlokal hat, noch auf der Kirchentreppe stehend, angebrüllt hat, um damit zu verhindern, dass im Ortsrat ein Thema „Parkzeiten in der Oberen Kaiserstraße“ behandelt wird, dass ihm nicht gepasst hat. Auf meinen energischen Hinweis, dass ich so nicht mit mir reden lasse, hatte der Bürger leider nicht einsichtig mit einer Entschuldigung reagiert, wie es angemessen gewesen wäre, sondern mit einem Beschwerdeanruf beim Oberbürgermeister. Eine absolute Frechheit und Unverschämtheit.

Dieser Erfahrungsbericht ließe sich jetzt noch fortsetzen, weitere Einzelheiten will ich Ihnen/ euch ersparen

Diese Erfahrungen haben in mir die Erkenntnis reifen lassen, das Amt des Ortsvorstehers nur noch bis zur nächsten Wahl ausüben zu wollen, mit anderen Worten: ich trete bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr zur Wahl an.

Neben so manchen schlechten Erfahrungen habe ich natürlich auch gute Erfahrungen machen dürfen. Gut waren für zum Beispiel, viele die vielen Begegnungen mit Menschen, z.B. bei den zahlreichen Gratulationen, viele kleine Dinge, die wir bewegen konnten, gut ist die Gründung der Reihe „Kunst im Bürgerhaus“, besonders gut ist die Zusammenarbeit mit meinen Partner im Team des Organisationsausschusses Rohrbacher Weihnachtsmarkt und im Festausschuss Alt-Rohrbachfest. Und vieles andere. Für diese schönen Dinge möchte ich mich bei allen beteiligten herzlich bedanken.

Mit meiner Frau Silke habe ich dies bereits vor einigen Wochen besprochen, sie hat mich in meiner Arbeit großartig unterstützt, aber glauben sie mir, sie weint dem Verlust des inoffiziellen Titels „First Lady von Rohrbach“ keine Träne nach.

Noch ein Wort zum Zeitpunkt meiner Bekanntgabe: Ich wähle diesen ungewöhnlichen Zeitpunkt der Bekanntgabe meines Amtsverzichts aus guten Gründen. Denn ich möchte die Menschen, die mich fragen, ob ich denn kandidieren will, endlich nicht weiter anflunkern müssen, wie ich es in den vergangenen Wochen mehrfach habe tun müssen. Ich möchte den Menschen die mich fragen, ehrlich in die Augen schauen und sagen können: „ Nein, ich trete nicht an!“

Ich werde die restliche Amtszeit weiterhin im Rahmen meiner zeitlichen und fachlichen Möglichkeiten alles geben und wünsche meinem Nachfolger/ oder Nachfolgerin viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Wirtz
Ortsvorsteher

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