Vortrag Professor Dr. Gerhard Sauder: Albert Weisgerber – Wege des Lebens
Termin: 12. Mai um 19 Uhr,
Ort: Weisgerber-Veranstaltungshaus, Kaiserstraße 21, 66386 St. Ingbert
Die Wirkungsgeschichte Weisgerbers ist verzerrt – einer erfreulich intensiven lokalen Rezeption entspricht leider weitgehend ein Desinteresse in Südwestdeutschland und im Horizont der Kunstgeschichte. Dabei hat der Maler in seinem kurzen Leben eine erstaunliche Karriere durchlaufen. Geboren als Sohn eines St. Ingberter Bäckers und Gastwirts, erlebt er als Schüler den Aufschwung der westpfälzischen Industriestadt, die mit Kohle, Stahl und Glas an die Spitze der pfalzbayrischen Industrieproduktion rückt. Die Märkte, Prozessionen und Feste beeindrucken den Jungen, dessen zeichnerische Begabung im Progymnasium erkannt wird. Seine Ausbildung beginnt in der Kreisbaugewerbeschule in Kaiserslautern und wird in der Kunstgewerbeschule und der Akademie der Bildenden Künste in München abgeschlossen. Er war Schüler in der Malklasse von Franz Stuck, erhielt früh Aufträge für die „Jugend“. Er ließ beim Malen im Bayerischen Wald den dunklen Akademieton hinter sich. Der Besuch von Ausstellungen in Berlin (Cézanne, Manet, van Gogh), ein intensiv erfahrenes Pariser Jahr mit der berühmten Maler-Geselligkeit im „Café du Dôme“ und den neuesten Tendenzen der Kunst in Privatgalerien (Picasso, Braque, Matisse) führen zu einer Krise Weisgerbers – die Empfindung eigenen Ungenügens wird durch das Bohème-Leben nicht aufgehoben. Bei der Heimfahrt nach München macht er regelmäßig in seiner Heimatstadt Station – dort entstehen die Jahrmarkts-, Prozessions- und Biergartenbilder. In München wird er Mallehrer der „Damenakademie“. Dabei lernt er Margarete Pohl kennen, Tochter einer jüdischen Prager Bankiersfamilie. Sie heiraten 1907. Weisgerber genießt die Schwabinger Geselligkeit. Seine Talente zeigen sich bei den Atelierfesten und zu Fasching. Als Maler ist er nach 1905 erfolgreich; mehrere private Sammler fördern ihn. Unter den neuen Münchner Strömungen der Malerei behauptet er eine selbständige Position. Mit den meisten Vertretern der „Brücke“ und des „Blauen Reiters“ unterhält er gute Beziehungen. Als 1913 eine neue Sezession gegründet wird, wählt man Weisgerber zum ersten Präsidenten. In seiner letzten Schaffensphase dominieren religiöse Sujets – zu seinen zahlreichen Selbstbildnissen treten nun Sebastian-Darstellungen, Szenen des Alten Testaments (Absalom, David und Goliath, Jeremias) und Amazonen-Szenen.
Weisgerber hatte 1902/03 die Militärausbildung als Einjährig-Freiwilliger absolviert. 1914 wurde er einberufen. Kurz vor seinem Tod im Grabenkrieg in Flandern am 10. Mai 1915 war er noch zum Leutnant ernannt worden.
Information:
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