Gedenkstein am Schafkopf erinnert an zwei mutige Männer

Die Geschichte, die sich in den letzten Kriegstagen 1945 in St. Ingbert abgespielt hat, ist eigentlich fast unglaublich. Und dass nun eine Gedenktafel zur Erinnerung aufgestellt wurde, ist dem Heimat- und Verkehrsverein St. Ingbert zu verdanken. Es wäre tatsächlich eine Schande gewesen, wenn die Ereignisse dieses denkwürdigen Tages in Vergessenheit geraten wären.

In der Endphase des zweiten Weltkrieges gab es im Bliesgau heftige Kämpfe zwischen französischen und deutschen Soldaten. Mehr als 500 Soldaten und zahlreiche Zivilisten starben. Der Bliesgau wurde zu großen Teilen zerstört. Die Amerikaner durchbrachen im März den Westwall mit dem Ziel, die Region zu entwaffnen und einzunehmen. Am 18. und 19. März 1945 schlugen zahlreiche Bomben in St. Ingbert ein. Vor allem die heutige Gartenstraße und der Neunkircher Weg waren betroffen. Die letzten Einheiten der deutschen Wehrmacht sollten aus der Stadt vertrieben werden. Diese jagten im Gegenzug alle Eisenbahnbrücken der Stadt in die Luft, um die Zufahrtstraßen vor den Amerikanern zu schützen. Nicht zerstört wurde die Eisenbahnbrücke Am Hahnacker. Über diese zogen die amerikanischen Truppen dann am 20. März, vom Staffel kommend, nach St. Ingbert ein.

Foto: Giusi Faragone

Der Schützengraben am Schafkopf erinnert an einen denkwürdigen Tag

Im Schützengraben am Schafkopf, der auch heute noch gut zu erkennen ist, lagen überwiegend jugendliche Zivilisten, die als Volkssturm noch kurz vor Kriegsende der Wehrmacht als Unterstützung dienen sollten. Major Philipp Schwalbach erkannte die Aussichtslosigkeit der Lage, sich mit diesen jungen Männern den Amerikanern in den Weg stellen zu wollen, geschweige denn, sie aufzuhalten. Er schickte auf eigene Verantwortung die Leute heim, um nicht noch mehr Leid und Zerstörung über die Stadt zu bringen.

Gleichzeitig beschloss der gebürtige St. Ingberter Jakob Dörr, der 1927 nach Ohio ausgewandert war, mit einer weißen Fahne den Amis entgegenzugehen und so klarzustellen, dass St. Ingbert sich kampflos ergeben will. Er war 1939 in seine Heimatstadt zurückgekommen, um Frau und Kinder abzuholen, allerdings verhinderte der Ausbruch des 2. Weltkrieges die Rückkehr in die USA. Er sprach also die amerikanischen Soldaten in ihrer Muttersprache an und zeigte ihnen seinen amerikanischen Pass. Im Gespräch ergab sich dann ein weiterer unglaublicher Zufall, als Jakob Dörr erzählte, wo er in Ohio arbeitete. Es stellte sich dann tatsächlich heraus, dass der Chef von Dörr in den USA der Onkel des amerikanischen Kommandanten war!

Foto: Giusi Faragone
Ortsvorsteherin Irene Kaiser und Konrad Weisgerber, Vorsitzender Heimat- und Verkehrsverein St. Ingbert, an dem Gedenkstein kurz hinter der Schranke des Waldweges am Schafkopf.

Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Major Philipp Schwalbach nicht so besonnen und Jakob Dörr nicht so mutig gehandelt hätten an diesem denkwürdigen Tag. Die beiden Männer haben wahrhaftig verdient, dass man ihnen mit dem Gedenkstein ein ehrendes Andenken gesetzt hat.

Für die heutigen Generationen, die zum Glück noch keinen Krieg am eigenen Leib erlebt haben, eine spannende Geschichte. Vielleicht auch als Mahnung, bewusst für den Frieden in der Welt einzutreten. Ein QR-Code auf der Tafel verweist auf die entsprechende Seite der Homepage des Heimat- und Verkehrsvereins.

Der Heimat- und Verkehrsverein e. V. übergibt den Gedenkstein mit der Info-Tafel als Geschenk an die Stadt St. Ingbert. Eine offizielle Übergabe musste Corona bedingt vorläufig ins nächste Jahr verschoben werden.

(Pressemitteilung der Stadt St. Ingbert)

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