„Titos Brille“ (Freitag, 9. Januar, 19 Uhr; Samstag, 10. Januar, 20 Uhr; Sonntag, 11. Januar, 20 Uhr; Montag, 12. Januar, 20 Uhr)
„Timbuktu“ (Samstag, 10. Januar, 18 Uhr; Sonntag, 11. Januar, 18 Uhr; Montag, 12. Januar, 18 Uhr)
„Das kleine Gespenst“ (Sonntag, 11. Januar, 16 Uhr)
Titos Brille
Deutschland 2014 – 94 min. – Regie: Regina Schilling – Drehbuch: Regina Schilling – Produktion: Thomas Kufus – Kamera: Johann Feindt – Schnitt: Jamin Benazzouz – Verleih: X Verleih – Besetzung: Adriana Altaras, Aaron Altaras, Leonard Altaras, Wolfgang Böhmer, Josip Broz Tito –
Neu im Kino „Titos Brille“
Der Dokumentarfilm „Titos Brille“, am Freitag, den 9. Januar, um 19 Uhr, sowie von Samstag, 10. bis Montag, 12. Januar, jeweils um 20 Uhr, basiert auf dem gleichnamigen Buch, das Adriana Altaras vor ein paar Jahren veröffentlicht hat. Im Buch wie jetzt auch im Film begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit.
„Titos Brille“ ist ein Roadmovie und ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklicher Dokumentarfilm, eine One-Woman-Show und eine Reise in ein Land, das wieder von der Landkarte verschwunden ist: Jugoslawien. Dort war ihr Vater Jakob Altaras einst der Leibarzt Titos, der später in Ungnade fiel. Und nun begibt sich die Tochter auf eine Reise zu ihren Wurzeln voller Familienintrigen und vielen unbeantworteten Fragen, die diesen so gelungenen Film bereichern, ohne in ein Home-Movie abzugleiten.
„Geheimnisse sind das Allerletzte“, meint Adriana Altaras. Und manchmal wird es auch dieser resoluten, witzigen, selbstironischen Frau einfach zuviel. Aber ohne diese Geheimnisse gäbe es nicht diese so informative, rasante und hochsympathische Reise in die (Familien-) Geschichte, ein wunderbares „Feel Good & Feel Sad Movie“.
„‚Titos Brille‘ hat viele berührende Momente und ist so, wie eine gute Dokumentation sein sollte: anrührend und anregend zugleich. Außerdem ist der Film ein Plädoyer für das Bewahren der kleinen Dinge, die oft so große Geschichten erzählen.“ (Susanne Luerweg, Deutschlandradio)
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Timbuktu – Filmische Agenda des Widerstands
Eine Gazelle rast durch die Wüste. Sie flüchtet vor vermummten Männern, die sie von einem Jeep aus mit ihren Kalaschnikows jagen. Danach machen die Männer Schießübungen auf traditionelle afrikanische Masken und Statuen. Die Kamera streicht über das zersplitterte Holz. Für die Unterwerfung, die Zerstörung einer Kultur durch eine andere findet der Filmemacher Abderrahmane Sissako schon in den ersten Szenen seines vierten abendfüllenden Spielfilms sehr eindrückliche Bilder. „Timbuktu“ (Frankreich / Mali / Mauretanien 2014; Regie: Abderrahmane Sissako ), am Samstag, den 10. Januar, am Sonntag, den 11. Januar, und am Montag, den 12. Januar, jeweils um 18 Uhr in der Kinowerkstatt, spielt in der gleichnamigen Stadt, die von islamischen Fundamentalisten besetzt wurde: Musik ist verboten. Zigaretten sind verboten. Fußball spielen auch. Die Frauen müssen sich auf der Straße nicht nur verschleiern, sondern auch, entgegen ihren Traditionen und bei der Arbeit oft sehr hinderlich, Handschuhe und Strümpfe tragen. Gegen erzwungene Hochzeiten mit den Besatzern sind sie relativ machtlos.
In ihrem Zelt in den Dünen außerhalb der Stadt leben Kidane und Satima mit ihrer Tochter Toya und dem Hirtenjungen Issan. Der Film zeichnet ihr Dasein als Idyll in warmen, kräftigen Farben und sonnendurchfluteten Bildern. Ein Paradies, das auf seine Zerstörung zu warten scheint.
Die Tragödie nimmt ihren Lauf, als Issans Lieblingskuh, die auf den eigenwilligen Namen GPS hört, von dem Fischer Amadou getötet wird, weil sie seine Netze im Fluss zerstört hat.
Als Kidane von dem Vorfall am Fluss erfährt, entschließt er, wutentbrannt und mit einer Pistole bewaffnet, den Fischer zur Rede zu stellen. Beim Handgemenge mit Amadou löst sich ein Schuss. Kidane ist zwar unverwundet, wird sich aber vor dem Gericht der Dschihadisten wegen Mordes verantworten müssen.
Sissako sagt, er sei zu dem Film inspiriert worden durch die Geschichte eines Paares mit zwei Kindern, das im nördlichen Mali gesteinigt worden war, weil sie nicht verheiratet waren.
Zunächst geht es um das Bild des Terroristen. Geradezu behutsam bemüht sich der Film, die selbsternannten Gotteskrieger als Menschen zu zeigen. Da ist Abdelkrim, der sich unter dubiosen Vorwänden aus dem Jeep in die Dünen zurückzieht, um Zigaretten zu rauchen. Da ist die Szene, in der ein junger Soldat eine Videobotschaft sprechen soll. Die Aufnahme muss mehrmals wiederholt werden, weil es ihm an Elan, an Überzeugung mangelt. Der Fanatismus erscheint in dieser Szene als etwas, das gelehrt und einstudiert werden muss. (Übrigens erfahren wir, dass der junge Mann früher Rap-Musik machte – wer möchte, kann eine Parallele sehen zum aus Berlin stammenden Gangsta-Rapper „Deso Dogg“, der sich dem „Islamischen Staat“ anschloss.) Schließlich zeigt sich etwa in einem Verhör Kidanes durch seinen Richter deutlich, dass dieser durchaus Mitgefühl mit dem Schicksal des Angeklagten und seiner Familie hat. Eine solche Darstellung scheint dem Selbstbild der Terroristen diametral entgegenzulaufen. Denn die Enthauptungsvideos des IS etwa entmenschlichen ja nicht nur die Opfer, sondern gleichermaßen die Täter, die als bloße Werkzeuge des Willens Gottes erscheinen sollen. In „Timbuktu“ hat es etwas Gespenstisches, dass es gar nicht zwangsläufig unsympathische Männer sind, die für ein Regime des Schreckens verantwortlich zeichnen, in dem alle, die ihrer steinzeitlichen Auslegung des Korans nicht folgen, mit Peitschenhieben oder gar Steinigungen bestraft werden.
„Was das Kino in „Timbuktu“ dem lebensfeindlichen Fundamentalismus entgegenzusetzen hat, sind Humor, Poesie, Schönheit und Lebensfreude. Wenn ein Mann wegen Fußballspielens dazu verurteilt wird, ausgepeitscht zu werden, lässt der Film darauf eine seiner schönsten, poetischsten, humorvollsten und surrealsten Szenen folgen. Eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Männern, die auf einem Sandplatz Fußball spielen – ohne Ball. Ein Esel läuft übers Feld, unmittelbar vorm Tor entlang und doch ganz ohne die Gefahr „abgeschossen“ zu werden. Und auch das traute Beisammensein einiger junger Menschen mit Gesang und Gitarre wird umso lustvoller zelebriert, als es im Angesicht eines Regimes geschieht, das darin einen subversiven Akt sieht. So wird der Widerstand in diesem betörenden Film zu einer formalen und inhaltlichen filmischen Agenda.“ (Nicolai Bühnemann)
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Familienkino: Das kleine Gespenst
Im Familienkino der Kinowerkstatt ist am Sonntag, den 11. Januar, um 16 Uhr für alle ab 5 Jahren „Das kleine Gespenst“ (BRD 2013, 95 Minuten, Regie: Alan Gsponer, FSK: o.A., mit Anna Thalbach, Herbert Knaup, Uwe Ochsenknecht, Bettina Stucky, Jonas Holdenrieder) nach dem Kinderbuch von Otfried Preußler zu sehen, ausgezeichnet mit dem Publikumspreis des Schlingel Festivals.
Seit Urzeiten haust auf Burg Eulenstein ein kleines Nachtgespenst. Tagsüber schlummert es auf dem Dachboden in seiner Truhe, Schlag Mitternacht erwacht es und macht seinen nächtlichen Rundgang. Als Karl mit seiner Schulklasse eine Nachtwanderung zur Burg macht, will ihm niemand glauben, dass er einen leibhaftigen Geist gesehen hat – nicht einmal seine besten Freunde Marie und Hannes. Seit Jahr und Tag träumt das kleine Gespenst davon, die Welt bei Tageslicht zu sehen. Doch auch sein Freund, der Uhu Schuhu, weiß keinen Rat. Als das kleine Gespenst diesmal beim zwölften Schlag der Rathausuhr aufsteht, ist es ungewöhnlich hell: Die Uhr wurde verstellt, es ist erst Mittag! Ausgelassen geistert das Gespenst drauflos. Doch als der erste Sonnenstrahl das Nachtgeschöpf trifft, wird es schlagartig pechschwarz. Ausgerechnet jetzt bereitet das Städtchen Eulenberg seine große 375-Jahr-Feier vor – und „der schwarze Unbekannte“ versetzt den ganzen Ort in Aufruhr. Damit es wieder ein Nachtgespenst werden und zurück nachhause kann, braucht das kleine Gespenst die Hilfe von Karl, Marie und Hannes, die eine halsbrecherische Rettungsaktion starten…