St. Ingberter Start-Up entwickelt digitale Lösung für die Impf-Aufklärung

Die Zahl der Impfungen steigt. Und damit auch der Aufwand in den Arztpraxen, die sich am Impfprozess beteiligen. Neben dem bürokratischen Aufwand nimmt vor allem die Aufklärung der Patient*innen viel Zeit und Ressourcen durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in Anspruch. Das St. Ingberter Start-up „docsuits“ hat mit den Softwareentwicklern „Lauck + Grossek ein digitales Tool für Arztpraxen zur virtuellen Aufklärung der Patient*innen entwickelt. Mit Impftermin.digital wird der Impfprozess erheblich beschleunigt.

Mit Impftermin.digital können sich Patient*innen bei den teilnehmenden Praxen im Vorfeld zuhause virtuell ärztlich aufklären lassen und kommen im Idealfall bereits vollständig aufgeklärt zur Impfung. Damit kann Impftermin.digital ein wichtiger Baustein für die Beschleunigung des Impfens bei den bevorstehenden Massenimpfungen, auch für Betriebsärzt*innen in Unternehmen, sein.

So entstand die Idee zur Virtuellen Aufklärung
„Wir haben schon vor Anlaufen der Impfungen in Deutschland im November letzten Jahres Überlegungen angestellt, wie man das Impfen der Bevölkerung beschleunigen könnte. Gerade das aufwändige, aber notwendige Aufklären der Patient*innen durch die Ärztinnen und Ärzte erschien uns als guter Ansatzpunkt, Zeit einsparen zu können“, erklärt Andreas Abel, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Start-ups docsuits.

Ärztlichen Input für Impftermin.digital konnten Prof. Dr. med. Sven Gottschling und Prof. Dr. med. Felix Mahfoud (beide vom Universitätsklinikum des Saarlandes) liefern. „Gerade die Verunsicherung der Impflinge durch die Berichterstattung über Risiken zu den einzelnen Impfstoffen wie beispielsweise AstraZeneca, hat den Beratungs- und Aufklärungsbedarf der impfenden Ärztinnen und Ärzte in den letzten Wochen enorm gesteigert“, berichtet Gottschling. Prof. Dr. med. Mahfoud bestätigt diese Wahrnehmung. „Wir wollten den impfenden Arzt/Ärztin weitgehend entlasten, gleichzeitig jedoch sicherstellen, dass eine hinreichende Aufklärung vor der Impfung gewährleistet und dokumentiert ist.“

Aufklärung ist rechtlich zwingend
„Rechtlich ist die Aufklärung ein wichtiger Bestandteil der Impfung. Schließlich stellt das Impfen einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar, der nur gerechtfertigt ist, wenn der Arzt oder die Ärztin vor dem Eingriff über die Risiken hinreichend aufgeklärt hat“, erläutert Ulrich Stopp, ebenfalls als Rechtsanwalt an dem Start-up aus dem Saarland beteiligt. Er ergänzt: „Bei Komplikationen drohen bei fehlender oder unzureichender Aufklärung Schadenersatzansprüche. Schließlich ist die Haftungsfrage, wer bei Komplikationen nach der Corona-Impfung geradestehen muss, zivilrechtlich noch nicht eindeutig geklärt.“

Wie funktioniert die Virtuelle Aufklärung bei Impftermin.digital?
Nachdem sich der Impfkandidat auf der Internet-Seite der teilnehmenden Praxis registriert hat, muss der Impfling Angaben zu Vorerkrankungen und bekannten Unverträglichkeiten machen, bevor er sich ein eigens hierfür produziertes Aufklärungsvideo ansehen kann. Für das  Aufklärungsvideo konnte docsuits die Impf-Ärztin Dr. Sarah Leyking aus St. Ingbert gewinnen. Am Ende kann der Impfling mitteilen, ob er mit der Impfung einverstanden ist, sich hinreichend aufgeklärt fühlt oder welche Fragen er noch hat.

Nach erfolgter Virtueller Aufklärung erhält der teilnehmende Arzt einen vollständig ausgefüllten Aufklärungsbogen per PDF. Durch eine interne Auswertung kann der teilnehmende Arzt/die teilnehmende Ärztin feststellen, ob für das notwendige persönliche Aufklärungsgespräch mit dem jeweiligen Patienten vor der Impfung noch einmal gesondert Zeit eingeplant werden muss, oder ob der Patient nach einem kurzen abklärenden Gespräch direkt zum Impfen gehen kann.

Benutzerfreundliche Umsetzung der Aufklärung
„Sowohl Arztpraxen als auch Patient*innen wollen wir eine benutzerfreundliche und plattformunabhängige Lösung bieten. Deshalb ist eine neue Praxis-Instanz in wenigen Schritten eingerichtet.“, erklärt Carsten Lauck, Geschäftsführer von Lauck + Grossek. „Und die Virtuelle Aufklärung läuft nicht nur auf jedem Endgerät, sondern funktioniert auch in vielen Fremdsprachen. Denn gerade die Sprachbarriere hat in der Vergangenheit so manche Praxis vor ein Problem gestellt.“

„Wir haben in den letzten Wochen ausgiebig in der Praxis getestet und viel Zuspruch von  Ärzt*innen und von Patient*innen erhalten. Wir sind daher sehr stolz, dass unsere Idee großen Anklang findet.“, sagt Uli Grossek, der Architekt der Software. „Aus Gesprächen mit Ärzt*innen haben wir festgestellt, dass in vielen Praxen das Verwalten der Impftermine den normalen Praxisbetrieb nahezu zum Erliegen bringt. Aus diesem Grund werden wir in Kürze das bestehende Tool um eine Online-Anmeldung mit Wartelistenfunktion und um eine Terminverwaltung erweitern, mit der man ein höheres Patientenaufkommen bewältigen kann.“

Mehr Informationen zum Online-Tool zur Virtuellen Aufklärung finden Sie unter:
https://impftermin.digital

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